Mein größter Erfolg
ist UNBEZAHLBAR
Ich schaue ja sehr oft voll Bewunderung und Staunen, gelegentlich recht neidvoll, auf die vielen wunderbaren Beiträge und Announcements auf LinkedIn. Das 🚀-Emoji zeigt mir dabei den Weg.
🚀 Häufig ist von Erfolg die Rede – sensationelle Auftragsabschlüsse, Beförderungen, berufliche Möglichkeiten, Kooperationen, Auszeichnungen und Preise.
🚀 Oder es geht um Erfolgsrezepte – kinderleichtes und freudvolles Verkaufen, Sichtbarkeit und mediale Aufmerksamkeit im Handumdrehen, Finanzierung, Operationalisierung, Programmierung, Optimierung und vieles mehr, um Karriere und/oder Glückgefühle zu befeuern.
Die geballte Ladung an Chancen und Möglichkeiten kann schon mal hemmend und einschüchternd wirken, insbesondere wenn man das eigene Fortkommen nicht so leicht und lustvoll aus dem Ärmel schüttelt.
Dafür stütze ich mich innerlich auf einen anderen Erfolg – den wahrscheinlich wichtigsten in meinem bisherigen Leben: Am 29. September 2012 habe ich ein rauchfreies Leben begonnen – nach 21 Jahren.
Mit 14 habe ich zu rauchen begonnen, um mich erwachsen zu fühlen. Mit 16 startete ich den ersten Versuch aufzuhören – und scheiterte kläglich. Es folgten viele Jahre, in denen ich immer wieder den Ausstieg versuchte und bei jedem Scheitern Erklärungen und Geschichten erfand, um mich selbst damit zu belügen.
- „Das Rauchen schmeckt mir so gut.“ (Eine Schokotorte schmeckt auch gut, aber ich muss deswegen nicht stündlich nervös zum Konditor rennen und mir ein Stück holen.)
- „Ich gönne mir was.“ (Ich habe ein wahres Vermögen in der Trafik versenkt, in Zeiten, in denen ich wirklich wenig Geld zur Verfügung hatte und es dringender für andere Dinge gebraucht hätte.)
- „Es macht mir Spaß.“ (Ja, genau. So eine Zigarette hat wirklich einen guten Schmäh *sarcasm*)
- „Rauchen entspannt mich … ich kann mich besser konzentrieren … es gibt mir neue Energie … es hilft der Verdauung nach dem Essen … es schmeckt zum Kaffee … es dämpft den Hunger“ (Ein Wunderding, das je nach Bedarf entspannt oder munter macht, die Verdauung ankurbelt oder dämpft oder anders gesagt, einfach nur die Sucht befriedigt.)
Der Ausstieg gelang immer nur kurz. Zwei Wochen, drei Wochen, einmal sogar über ein Jahr. Was mich am meisten in die Verzweiflung trieb, war das Gefühl, schwach und hilflos zu sein und nicht aufhören zu können, obwohl ich es gerne wollte. So machte mich jeder gescheiterte Versuch eigentlich immer schwächer. Vielleicht war es aber auch notwendig, um den Ausstieg vorzubereiten.
Oft höre ich Menschen sagen, dass sie im Leben nichts bereuen, auch nicht ihre Fehler. Das kann ich nicht sagen. Wenn ich eine Sache für mich selbst ändern könnte, dann würde ich nie wieder mit dem Rauchen anfangen.
Damit aufzuhören, betrachte ich als meinen größten Erfolg und er ist UNBEZAHLBAR!
Erstmals veröffentlicht auf LinkedIn am 1. Oktober 2025